Ich war über Silvester mit drei Freundinnen in
London, um dort das neue Jahr zu feiern. Da dieser Trip nicht übermäßig viel
Geld kosten sollte, entschieden wir uns mit dem Billigfluganbieter Ryanair zu
fliegen. Ich hatte schon allerlei Schlechtes über diese Fluggesellschaft
gehört, aber ich dachte mir: No risk, no fun. Zuvor holte ich im Internet
einige Tipps ein, damit der Flug reibungslos gelingen würde. Da der Flug nur 90
Minuten dauern sollte, machte ich mir keine allzu großen Sorgen. Ich stellte mich
also auf rudimentärste Bedingungen ein und ging dem Unvermeidlichen entgegen. Es mag meinem
Schlafmangel geschuldet gewesen sein, aber ich empfand den Hinflug als durchaus
annehmbar, auch wenn ich in meinem Sitz so viel Platz hatte wie Rainer Calmund in
einem Mini Cooper. Aber für 90 Minuten war es okay. Deshalb war ich dann auch
guter Dinge für den Rückflug. Wie sollte ich mich doch täuschen. Ich weiß
nicht, ob ihr den Film „Du.darf.nicht.schlafen“ kennt, aber für die Mitarbeiter
von Ryanair ist er das oberste Gebot. Dieses Motto zog sich durch den gesamten
Flug und machte es mir unmöglich für ein paar Minuten die Augen zu schließen
und mich auszuruhen. Wie viele Unternehmen, die etwas billig anbieten, versucht
auch Ryanair den Umsatz durch sogenannte „Zusatzverkäufe“ ein bisschen
aufzupolieren. Schon vor dem Start wandelte eine nette Stewardess den Gang
entlang und verteilte Menükarten, damit sich der geneigte Passagier schon
einmal etwas zu essen und trinken für den immens langen Flug aussuchen konnte
(gegen Aufpreis versteht sich). Dann folgten die obligatorischen Sicherheitseinweisungen,
bei denen sich die netten Flugbegleiter jedes Mal zum Horst machen müssen. Bis
zu diesem Zeitpunkt ist die Stewardess bereits zweimal an meinem Platz
vorbeigelaufen und hat es beide Male geschafft mich mit ihrem Hintern am Arm
anzurempeln. Eigentlich hatte ich mir extra den Platz am Gang ausgesucht, um
ein bisschen mehr Beinfreiheit zu haben, aber da ich nun vor den Mitarbeitern
jedes Mal Reißaus nehmen musste, war dieser Platz eigentlich die schlechteste
Wahl. Naja.
Nachdem die „Safety Instructions“ beendet waren (auf
Englisch) verließen die Flugbegleiter den Mittelgang, natürlich nicht, ohne
mich alle nochmals anzustoßen. Ich schloss die Augen und versuchte einzuschlafen,
da der Start und die Landung nicht gerade zu meinen Lieblingsmomenten eines
Fluges gehören. Nach einer Minute wurde ich jedoch in meiner Einschlafphase
unterbrochen, da nun noch einmal die Sicherheitshinweise auf Deutsch folgten,
allerdings nur in Audioform, ohne erneute Darstellung. Danach versuchte ich
erneut den Schlaf zu finden, jedoch weiterhin erfolglos, da sich nun der
Kapitän zu Wort meldete, um uns alle zu begrüßen. Zumindest denke ich dass er
das getan hat, denn der Gute hat so genuschelt, dass man ihn leider nicht
verstehen konnte. Danach folgte das Genuschel noch einmal auf Deutsch (könnte
auch Suaheli gewesen sein, wer weiß…). Im Anschluss kontrollierten dann ALLE
Flugbegleiter, ob man auch wirklich angeschnallt ist. Es reicht natürlich
nicht, dass das einer macht, nein, da müssen schon gerne alle vier nochmal
nachschauen. Kurz darauf nuschelt der Pilot wieder etwas durch das Mikro (mir
wurde erzählt, dass er wohl sein Personal dazu aufgefordert hat, sich nun auch
zu setzen und anzuschnallen, aber das sind nur Vermutungen) und der Flug konnte
endlich losgehen.
Da ich mich eh nicht bewegen konnte, machte ich
einfach in dieser Position die Augen zu und hoffte nun endlich schlafen zu
können. Aber weit gefehlt. Sobald die Anschnallzeichen ausgingen, wurde ich
bereits wieder von hinten angerempelt und die erste Stewardess stand wieder im
Gang. Sie wollte einfach mal nach vorne durchgehen. Kann man ja mal machen. Ich
habe den leisen Verdacht die Ryanair-Mitarbeiter werden nach gelaufenen
Kilometern bezahlt. 2 Minuten später fand ich heraus, warum sie nach vorne
gelaufen ist. Es war an der Zeit die Essens- und Getränkewünsche der Passagiere
zu erfüllen, zu dessen Zweck sie ja bereits vor dem Start die Menükarten
verteilt hatten. Zu diesem Zweck wurde auch das Licht wieder eingeschaltet,
dass für den Start auf ein herrliches kleines Glimmen heruntergefahren wurde.
Jetzt gab es wieder die volle Festbeleuchtung. Jippie! Ich wurde nun zusätzlich
zur Flugbegleiterin auch noch von ihrem Wagen angerempelt und musste den Schlaf
noch weiter nach hinten schieben. Nach der Nahrungsausgabe gab es tatsächlich
ein Zeitfenster von 15 Minuten, in denen es möglich wäre einzuschlafen, aber
ich hatte die Rechnung natürlich ohne Ryanair gemacht. Dem Pilot war leider
erst NACH Betätigen des Mikrofon-Knopfes eingefallen, dass er gar nicht zu
sagen hatte und so hörte man im ganzen Flugzeug einfach nur ein Düt – Stille –
Düt. Diese Masche sollte übrigens noch zwei weitere Male folgen, in
Zeitfenstern, in denen der Passagier versehentlich hätte einschlafen können,
weil gerade niemand durch den Gang läuft. Nach 15 Minuten wurde ich dann wieder
doppelt angerempelt, weil die Stewardessen sich nun mit ihrem Wagen aufmachte,
um den Müll einzusammeln, den die Passagiere durch das Zu-sich-nehmen von
Speisen und Getränken verursacht hatten.
Wenig später folgte dann wieder eine „Durchsage“, die
sich mir nur erschloss, weil kurz darauf der grinsende Steward mit Prospekten
durch den Gang lief (natürlich nicht, ohne mich anzustoßen). Ah, die Ansage
betraf das allseits beliebte Duty-free Shopping. Der Dauergrinser verschwand
und seine Kolleginnen rollerten mit den Duty-free Wagen durch den Gang (ich hatte
mittlerweile meinen Arm schon fast auf meiner Sitznachbarin geparkt und sie
schafften es trotzdem noch…). Nachdem nun die Zusatzverkäufe abgehakt waren,
machte uns der Nuschelkapitän darauf aufmerksam, dass wir bald landen würden.
Die Landung verschlafen wäre das tollste, da sie noch schlimmer ist als der
Start, aber da hatte ich die Rechnung ohne die Ryanair-Mitarbeiter gemacht.
Nach einem erneuten „Schweige-Düt“ fiel dem Kapitän wieder ein, was er sagen wollte
und sagte den Mitarbeitern durch’s Mikro, dass auch sie sich jetzt bitte wieder
hinsetzen und anschnallen mögen. Das zog natürlich wieder ein Anrempeln nach
sich, war ja klar. Dann merkte eine der Stewardessen noch, dass sie gar nicht
auf der richtigen Seite des Flugzeuges war (ja klar, die wollte doch nur Kilometer
gut machen) und begab sich auf die andere Seite, indem sie mir mit ihrem Hintern
nochmal schön einen mitgab. Der Landeanflug gestaltete sich so unangenehm wie
erwartet (schlafend wäre es schöner gewesen) und mit einem riesigen Ruck schlugen
wir auf der Erde auf. Komischerweise klatschte keiner (versteh gar nicht wieso
nicht…) und nachdem der Pilot sich zum Gate geruckelt hatte, verließ ich völlig
gerädert das Flugzeug, indem ich an den nett grinsenden Stewardessen vorbeiging.
Hmmm, irgendwie hatten die alle Ähnlichkeit mit Kim Kardashian…
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