Seit drei Wochen läuft jeden Mittwoch auf RTL die Sendung „I like the
90’s“. Ich als 90er Kind hab sie mir natürlich angeschaut und freue mich
seitdem jede Woche wie Bolle auf den Mittwochabend. Ich bin in den 90ern groß
geworden und verbinde mit dieser Zeit viele Erinnerungen. Deshalb konnte ich
heute bei Expert auch nicht an der „CD zur Sendung“ vorbei und musste mir diese drei Scheiben
umfassende Compilation kaufen. Ich hoffe inständig, dass mich niemand auf
meinem Rückweg von Flensburg nach Hause gesehen hat. Ich habe diese CD im Auto
wirklich abgefeiert (sagt man unter Jugendlichen heutzutage, glaube ich).
Leider war ich bereits bei Lied 11 der ersten CD zu Hause angekommen. Am
liebsten wäre ich weitergefahren.
Was war das doch für ein schönes Jahrzehnt. Ich will jetzt nicht mit
der „Früher war alles besser“ Keule kommen, aber einige Entwicklungen der
heutigen Zeit hätte man sich auch getrost sparen können.
Was hatten wir doch eine Menge Freizeit so ganz ohne Handy und
Internet. Wir haben noch draußen gespielt und uns jedes Mal ein Loch in den
Bauch gefreut, wenn wir im Bachlauf Froschlaich entdeckt haben. Obacht, liebe
Kinder und Jugendliche: Wir hatten damals noch etwas, dass man „soziale
Interaktion mit Gleichaltrigen“ nennt. Keine Sorge, dass ist keine ansteckende
Krankheit.
Das waren noch Zeiten, als man für‘s SMS schreiben noch Geld auf sein Handy
laden und alle Belange in 160 Zeichen loswerden musste. Damals, als Windows 95
noch das Größte war und niemand ausgegrenzt wurde, weil sein Gerät keinen
angebissenen Apfel zeigte. Wenn ich jetzt Internet und Modem sage, haben die
meisten 90er Kinder bestimmt das altbekannte Knacken und Rauschen im Ohr, das
nötig war, um sich in das Internet „einzuwählen“. Ja, liebe Kinder von heute,
früher musste man sich das Internet noch verdienen. ;-)
Was für eine Weltneuheit, als es endlich möglich war, seine CDs mit
einem Discman auch außerhalb des Hauses zu hören. Endlich konnte man den alten
Walkman in die Ecke schmeißen. Ich habe sogar noch meine allererste CD, die ich
Weihnachten 1995, zusammen mit einer Hifi-Anlage, geschenkt bekam: Kuschelrock
9. Hach, damals, als Kuschelrock und Bravo Hits noch einstellig waren (mittlerweile
sind wir bei Bravo Hits 85!). Damals als es auf einmal diesen neuen Sender gab:
Viva. Ein Sender, der den ganzen Tag nur Musikvideos zeigte. Der uns all diese
wundervolle Musik von Take That, der Kelly Family, den Backstreet Boys, Britney
Spears und den Spice Girls nach Hause brachte.
Eine Zeit in der wir die Plateauschuhe höchstens gegen Inliner, und
Diddl-Block-Blätter miteinander tauschten. Später tauschten wir dann nur noch
die Poster aus der Bravo, um unser Zimmer mit unseren Lieblingen zu tapezieren.
Anders als heute lernten wir noch uns um andere zu kümmern, und sei es nur um ein
Tamagotchi, dem wir liebevoll und aufopfernd auf die nächste Entwicklungsstufe
halfen.
Das Fernsehen bescherte uns zum ersten Mal Talkshows und wir lachten,
wenn bei Takeshi’s Castle kleine Asiaten von riesigen Schaumstofffiguren über
den Haufen gerannt wurden. Jedes Mädchen wollte so Volleyball spielen können
wie Mila Superstar und verehrte Sailor Moon wegen ihrer Superkräfte. Das waren
noch Zeiten, als GZSZ noch Sinn machte Will Smith noch ohne seinen
eingebildeten Sohn den Fresh Prince von Bel Air gab. Als uns die
Gummibärenbande in Verzückung versetzte und wir rätselten, ob Käpt’n Balu, Chip
& Chap und Darkwing Duck (Zwo, eins, Risiko!) ihre kniffligen Fälle lösen
würden. Damals, als man noch nicht ungelenken „Nicht-Schauspielern“ zu sehen
musste, wie sie Berlin Tag und Nacht unsicher machten, sondern lieber
ungelenken Dinos, die „Nicht-die-Mama!“ riefen. Als der Brachialhumor von
Werner uns zum Lachen und der König der Löwen uns zum Weinen brachte.
Hach, die 90er. Eine Zeit, in der Deutschland zusammenwuchs und eine
Affäre zwischen einem Politiker und einer Sekretärin noch Aufsehen erregte.
In meinem CD-Player läuft wieder CD Nummer 1. Ich raste aus: McHammer
„U can’t touch this“. Geil! Mal so viel: I like the 90s.
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